Lebensberatung 

& Paartherapie

Beratung und Therapie - Eine Abgrenzung


Die Frage begegnet mir recht häufig: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Psychotherapie und Beratung? Auch wenn einem betroffenen Menschen schonmal bewusst ist, dass es hier zumindest einen Bedarf gibt, ist häufig gar nicht klar, wonach denn eigentlich. „Ich muss doch jetzt nicht in die Psychiatrie, aber wir läuft das bei so einem Psychiater? Haben die nicht immer so enorme Wartezeiten? Oder hilft mit eher ein Psychologe? Und was soll das überhaupt mit dieser Beratung???“

Psychotherapie

Aber zurück zur Ausgangsfrage, dem Unterschied zwischen Therapie und Beratung. Es gibt hierzu sicherlich unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche ‚Meinungen‘, wobei mir gar nicht klar ist, ob ich hier von ‚Meinungen‘ sprechen möchte. Meines Erachtens zufolge stellt sich bei den meisten Menschen mit der folgenden Aussage ein differenzierteres Verständnis ein: Bei der Therapie geht es vom Grundsatz um die Heilung einer Krankheit. Die Beratung dagegen stellt für sich nicht in Anspruch eine ‚Krankheit zu heilen‘. Es existieren bekanntermaßen psychische Störungen mit Krankheitswert, psychische Erkrankungen also, die diagnostiziert werden, die psychiatrisch und / oder psychotherapeutisch zu behandeln sind. Hier sind dementsprechend Psychologen und / oder Psychiater gefragt und absolut notwendig. Die Beraterin / der Berater ist die richtige Anlaufstelle bei einer Lebenskrise, bei Konflikten, unsicheren Lebensabschnitten, schwierigen, belastenden, bedrohlichen Fragestellungen etc. Diese Situationen kennen die meisten von uns: Sie steuern möglicherweise auf eine Scheidung, eine Trennung zu, sie fühlen sich in Erziehungsfragen überfordert, ihre Beziehung erfüllt sie nicht mehr, Zweifel stellen sich ein, auch Selbstzweifel, ihr Selbstwert scheint außerordentlich erschüttert, ihr Selbstkonzept scheint bedroht, es fällt Ihnen schwer über einen Schmerz, einen Verlust hinwegzukommen. Drogen können ein Thema sein, Missbrauch, Sucht, die Liste ist fortsetzbar. Bei all diesen Themen kann Beratung außerordentlich hilfreich sein. Ich möchte eher sagen: Beratung ist außerordentlich hilfreich, entlastend, stabilisierend. Sie kennen sicherlich unterschiedliche Formen von Beratungsangeboten wie die Drogenberatung, die Schwangerschaftskonfliktberatung, Familienberatung, Erziehungsberatung, Eheberatung, systemische Beratung, personzentrierte Beratung und viele weitere. Allen gemein ist, dass es um die Bewältigung von Krisen geht, von schwierigen Lebensabschnitten, nicht jedoch um die Heilung einer Erkrankung.

Selbstverständlich kann es innerhalb einer Beratung dazu kommen, dass neben der Bearbeitung des eigentlichen Themas der Eindruck entsteht, dass ebenfalls eine Erkrankung der Psyche zugrunde liegt. Ein nicht ausreichend bearbeiteter Trauerprozess kann zu einer massiven Depression führen. Der seriös arbeitende Berater wird Ihnen diesen Eindruck zur Verfügung stellen und Ihnen nahelegen, sich in diesem Fall an einen Arzt, einen Psychiater, einen Psychologen zu wenden. Es gilt ja gerade als außerordentlich professionell, eigene Kompetenzen, Fähigkeiten und Zuständigkeiten zu kennen und an andere Experten zu verweisen, wenn der entsprechende Bedarf hierfür besteht. Der seriöse und geschulte Berater wird sich nicht auf die Fahnen schreiben, ihre affektive Psychose zu heilen. Und er wird sich auch nicht im Stillen hieran versuchen.

Im Umkehrschluss heißt dies nicht, dass Sie keine Beratungsstelle aufsuchen können, wenn bei Ihnen schonmal eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde. Selbstverständlich können und dürfen Sie professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um dort gewisse, belastende Themen im Beratungsgespräch zu bearbeiten. Hierbei muss nur stets und für alle Beteiligten offen und transparent sein, welcher Rahmen und welche Expertise für welchen Bereich genutzt wird. Wenn Sie unter den akuten Symptomen ihrer Psychose leiden, wird die Beratung an dieser Stelle vermutlich zu kurz greifen. Und wenn diese Satz für Sie gerade nahezu unterhaltend klang, war dieser keineswegs so gemeint. Aus meiner eigenen, jahrelangen Berufserfahrung kann ich Ihnen sagen, dass ich regelmäßig personzentrierte Beratungsgespräche mit Menschen führe, die unter diagnostizierten Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und Neurosen leiden. Und ich erlebe ebenso regelmäßig, dass diese Beratungsgespräche als außerordentlich hilfreich, entlastend, wert- und sinnvoll angenommen und empfunden werden. So können wir in der Beratung verschiedene Einzelaspekte, Krisen und Belastungen ansehen, entsprechend bearbeiten und in diesem Bereich eine Entlastung bewirken. Wir behandeln allerdings keine diagnostizierte psychische Erkrankung in ihrer Gesamtheit. Hierzu finden parallel Psychotherapien sowie medikamentöse Behandlungen an anderer Stelle statt. Die Zuständigkeiten und Kompetenzen einhergehend mit der gestellten Erwartung an die jeweilige Zusammenarbeit ist also offen, authentisch und transparent.

Ein persönliches Wort zum Schluss: Da ich Beratungen als außerordentlich wertvoll, sinnvoll und als tatsächliche, konkrete Hilfe erlebe und empfinde, möchte ich hier nochmal die Fahne für gute, professionelle und fundierte Beratungsangebote hochhalten. ‚Berater‘ als auch ‚Coach‘ sind keine geschützten Begriffe. Letztlich kann sich jeder Mensch, unabhängig von der jeweiligen Qualifikation, so betiteln. Und Ja, es gibt auch schwarze Schafe. Ich habe keine Erfahrung mit Onlinekursen und Wochenendseminaren und darf mir dementsprechend eigentlich kein Urteil erlauben. Dennoch möchte ich dafür werben, dass Sie nach Beraterinnen und Beratern schauen, die eine gewisse Qualifikation vorweisen können. Und ich denke eine dreijährige Ausbildung bei einem entsprechenden Fachverband mit entsprechender Reputation, da dürfen Sie dann schon erwarten, dass die Person, die Ihnen begegnet, auf ein gewisses wissenschaftlich fundiertes Wissen und eben auf eine anerkannte Technik zurückgreifen kann. Bei der systemischen Beratung ist bspw. die DGSF der Fachverband der Wahl. In der Personzentrierten Beratung sollte die GWG als Fachverband auftauchen. Wenn lediglich das Online-Zertifikat des xy-Instituts an der Wand hängt, wäre ich grundsätzlich skeptisch. Aber das darf jede/r für sich selbst entscheiden.

 

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